Die Leinpflanze - das blaue Wunder
Ähnlich wie die Hanfpflanze zählt die Leinpflanze, auch Flachs genannt, zu den ältesten Nutzpflanzen in Europa und Asien und wird bereits seit über 8.000 Jahren angebaut. Schon die alten Ägypter haben die Pflanze wohl angebaut und Leinentücher hergestellt.
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Lein-Anbau und Lein-Ernte
Lein gehört zur Gruppe der einjährigen Pflanzen. Die Aussaat findet zwischen April und Mai statt. Da Lein ein sogenannter Lichtkeimer ist, dürfen die Samen nicht zu tief gesät werden. Was die Bodenbeschaffenheit anbelangt, ist die Pflanze eher unkompliziert, lediglich Staunässe mag sie nicht gerne.
Abhängig von der Sorte erreicht das krautartige Gewächs recht schnell eine Höhe zwischen 50 und 150 cm. Die dünnen, aber faserigen Stiele bilden kleine Knospen, aus denen sich im Hochsommer Blüten bilden. Die Blütezeit des Leins ist mehre Wochen zwischen Juni und Juli. Unverkennbar an den kleinen leuchtend himmelblauen Blütenblättern. Manchmal sind die fünfblättrigen Blüten auch weiß, rosa oder lila. Während dieser Zeit fühlen sich heimische Insekten im Leinfeld besonders wohl.
Bereits nach ein paar Wochen beginnt die Pflanze allmählich, sich braun zu verfärben. Die Blüten verblühen, die Blütenblätter fallen und es bilden sich stattdessen kleine, kugelrunde Kapseln – ein ähnlicher Reifeprozess wie bei den Mohnpflanzen.
Die kleinen Kapseln umschließen sechs bis sieben Leinsamen. Ein leises Rascheln beim Bewegen der gefüllten Kapseln ist ein Zeichen, dass die Samen reif für die Ernte sind. Die Lein-Ernte findet üblicherweise Mitte August statt. Der Mähdrescher bricht die Kapseln auf und sammelt die goldgelben oder braunen Leinsamen im Korntank.
Die Ernte des Faserleins weicht hier etwas ab, da nicht die Samen, sondern die Stängel der Pflanze für die Verarbeitung benötigt werden. Die Ernte beginnt bereits vor der Vollreife. Außerdem werden spezielle Erntemaschinen eingesetzt. Im ersten Schritt werden die Stängel zu Bündeln gerauft und nach mehreren Bearbeitungsschritten gebrochen.
Verschiedene Arten und Sorten der Leinpflanze
Im Laufe der Zeit wurden, je nach Nutzungsabsicht, mehrere Sorten entwickelt. Dabei wird hauptsächlich zwischen Öllein und Faserlein unterschieden. Öllein wächst nur ca. 100 cm hoch, während Faserlein eine Höhe von bis zu 150 cm erreichen kann.
Auch innerhalb dieser beiden Gruppierungen gibt es unterschiedliche Ausprägungen. So gibt es Goldlein und Braunlein. Namensgeber ist die Farbe der Samen.
Vielen dürften die braunen Leinsamen bekannt sein. Goldlein soll aber vor allem, was den Anbau in höheren Gegenden anbelangt, robuster und unempfindlicher sein. Geschmacklich sind die Sorten nahezu identisch. Goldlein hat etwas weniger Omega-3 Fettsäuren, ist dadurch aber länger haltbar und besitzt außerdem ein besseres Quellvermögen als die bräunliche Sorte.
Lein als Nahrungs- und Rohstofflieferant: Ein wahrer Allrounder
Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, wird aus Öllein hauptsächlich Leinöl gewonnen. Leinöl kann nach einem Kaltpressverfahren als sehr gesundes Speiseöl seine Verwendung finden. Der hierbei entstehende Presskuchen ist ein hochwertiges, gesundes Tierfutter. Die Industrie verarbeitet Leinöl sowohl in Lacken, Farben, Wachstüchern als auch in Pflegeprodukten und Kosmetik. Zusätzlich gibt es Leinsamen im Handel häufig in roher oder geschroteter Form zum Verzehr im Angebot.
Faserlein hingegen dient überwiegend zur Textilherstellung (Bekleidung, Heimtextilien, Haushaltswaren) oder findet Verwendung in der Industrie. Produktionsabfälle und kürzere Fasern werden oft als Dämmmaterial genutzt. Neuartige Fasern wie Baumwolle oder Kunststoffe haben den Textilien aus Leinen ihren Platz abgewonnen. Daher sieht man heutzutage auf heimischen Feldern nahezu ausschließlich Öllein.