Die Hanfpflanze: Ein wahres Naturtalent
Die Hanfpflanze zählt zu den ältesten Nutzpflanzen und spielte früher in einigen Regionen eine wichtige Rolle – auch bei uns auf der schwäbischen Alb. Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts geriet die Pflanze in Verruf und ihr Anbau ist in Deutschland erst seit 1996 wieder erlaubt.
Nun erfährt sie in den letzten Jahren eine Renaissance und findet den Weg zurück in die heimische Landwirtschaft. Zum Glück. Denn Nutzhanf wird als die “Pflanze der Zukunft” und “nachhaltiger Rohstofflieferant” betitelt.
Was ist da wirklich dran? Mehr dazu in diesem Artikel.
Anbau und Ernte von Nutzhanf
Es gibt verschiedene Sorten der Hanfpflanze. In Deutschland sind nur bestimmte Sorten zur Aussaat für die Landwirtschaft erlaubt und zertifiziert. Nutzhanf wird meist im späten Frühjahr ausgesät. Mitte Juli steht er dann bereits in der Blüte und entfaltet seinen typisch feinherben Geruch. Die Pflanzen sind dann ca. 3-4 Meter hoch und die Wurzeln ragen beinahe 1 Meter in den Boden. Hanf ist ein sogenannter Tiefwurzler. Das tiefe Wurzelgeflecht lockert den Ackerboden. Aufgrunddessen eignet sich Hanf hervorragend für die Fruchtfolge.
Die Pflanze wächst so schnell und dicht, sodass kein Licht durch das hohe, grüne Blätterdach mehr gelangt und Unkräuter nicht wachsen können. Auch gegen Pilzbefall ist Hanf resistent. Durch diese positiven Eigenschaften müssen keine chemischen Mittel gespritzt werden. So ist das Hanffeld auch für Insekten eine Wohlfühlumgebung.
Hanf ist eine unkomplizierte Pflanze und kommt mit den meisten witterungsbedingungen gut zurecht. Allerdings kann das Abernten nicht mit den üblichen Landmaschinen stattfinden. Es werden unter anderem spezielle Schneidwerke benötigt.
Die Bestandteile der Hanfpflanze
Unter der Erde sind die tiefen Wurzeln der Hanfpflanze, an der Oberfläche teilt sich die Pflanze dann auf in folgende Bestandteile:
- Fasern und Schäben (Stiel der Pflanze)
- Blüten
- Blätter
- Samen
Nutzhanf als Nahrungslieferant
Für die menschliche Ernährung sind vor allem die Hanfsamen bzw. Hanfnüsse wertvoll. Diese können als Samen ungeschält in ihrer natürlichen Form oder geschält verzehrt werden.
Werden diese Samen in einer Ölmühle weiterverarbeitet, entsteht ein hochwertiges, gesundes Hanföl. Aus dem Trester, der beim Pressvorgang entsteht, wird ein proteinreiches Mehl – das Hanfprotein – hergestellt.
Letztendlich freuen sich auch Tiere wie zum Beispiel Pferde über die immer noch wertvollen Presstrester Reste, die bei diesen Vorgängen entstehen. Diese Reste können in Form von Pellets zu Tierfutter verarbeitet werden.
Nutzhanf als Rohstofflieferant
Die Fasern und Schäben sind ungewöhnlich robust und elastisch gleichzeitg und daher vielseitig in der (Textil-)Industrie einsetzbar. Früher wurden für Seile und Segel die robusten Stiele der Hanfpflanze hergenommen. Aber auch Papier wurde hierzulande aus Hanffasern hergestellt. Fun Fact: Die erste Bibel wurde von Gutenberg wohl auf Hanfpapier gedruckt.
Heutzutage finden sich die Fasern und Schäben weit verbreitet in sämtlichen Branchen. Besonders beliebt sind sie im Bausektor z.B. als Dämmstoffe oder auch Baumaterial. In der Automobilindustrie werden die Fasern für die Innenverkleidung genutzt und in der Textilindustrie können leinenartige Kleidungsstücke oder Bettwäsche produziert werden. Auch die Produktion von Papier ist denkbar und für Spezialpapier (z.B. Zigarettenpapier) schon umgesetzt.
Auch als Streu für Nutz- und Haustiere können die Stiele der Hanfpflanze anstatt herkömmlichen Stroh oder Streu genutzt werden.
Allerdings benötigt die Verarbeitung der Fasern und Schäben spezielle Maschinen zur Verarbeitung und ist deshalb komplex, aufwändig und teuer. In Deutschland ist die Verwendung als Rohstofflieferant noch nicht sehr ausgebaut, ein positiver Trend ist erkennbar und viele Startups beschäftigen sich mit der Entwicklung von Hanfprodukten.
Denn die ökologischen Vorteile dieses Rohstoffes sind nicht zu unterschätzen.
Ökologische Vorteile der Hanfpflanze
Die Nutzhanfpflanze und ihre unterschiedlichen Sorten, wachsen beinahe in sämtlichen klimatischen Bedingungen. Im Verhältnis zu anderen Feldfrüchten ist Hanf stark ressourcenschonend. Eine Bewässerung sowie der Einsatz von chemischen Pestiziden ist nicht nötig. Nutzhanf kann Wasser 6x effizienter speichern als beispielsweise Baumwolle. Auch Dünger wird nur in sehr geringem Maße benötigt.
Eine herausragende Eigenschaft der Nutzhanfpflanze ist die CO2-Speicherung. Weil die Hanfpflanze sehr schnell wächst, kann sie innerhalb von einem Jahr pro Hektar etwa 2-3 mal soviel Biomasse produzieren wie ein herkömmlicher Laubwald.